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The Oculist: Cautionary Tales (Review)

Artist:

The Oculist

The Oculist: Cautionary Tales
Album:

Cautionary Tales

Medium: CD/Download
Stil:

Progressive Rock, Progressive-Death-Metal

Label: Timbre Works Records/Just For Kicks
Spieldauer: 69:12
Erschienen: 26.04.2024
Website: [Link]

Die Königin ist tot – und ganz England, besonders London, trauert noch immer. Dafür aber lebt der britische Progressive Rock trotzdem auch inmitten von London weiter und setzt mit THE OCULIST erstmal einen interessanten Prog-Newcomer auf den Thron.

Diese junge Band setzt jedenfalls alles daran, diesen Thron zu erklimmen, indem sie die unterschiedlichsten progressiven Spielarten geschickt miteinander fusioniert, ihnen in sieben recht langen Songs – allesamt zwischen sechs und zehn Minuten – viel Spielräume zur Entfaltung einräumt, dabei dem Metal-Klang den Vorrang gewährt und sich hierbei noch nicht einmal scheut, auch gelungenen Growls, wie in „Terminal“ oder „Long Haul“, bedrohlich anmutende Momente zu verschaffen, aber immer wieder auch dem klassischen Prog der komplexen Sorte im Dunstfeld vom PORCUPINE TREE bis LEPROUS huldigt.


Das Zepter, welches dabei überdeutlich geschwungen wird, ist und bleibt im Falle von „Cautionary Tales“ aber der Progressive Metal, im fetten druckvollen Sound-Gewand samt mitunter brachialer Death-Metal-Klanggewalt voller überraschender Wechsel und Klangspielereien sowie eine ungewöhnlich gelungene Orchestration, für die sich der THE OCULIST-Keyboarder verantwortlich zeigt.

Eine besondere Stärke liegt auch hier im breit aufgestellten Gesang, der sich eben nicht nur im 'Geheule' erschöpft, sondern auch den Klargesang in den höchsten wie tiefsten Tönen beherrscht. Manchmal wird hierbei aber doch zu stark dem Growlen des Death Metal gehuldigt, sodass die progressive Atmosphäre von übertriebenem Metal-Wahn zerschmettert und der eine oder andere Prog-Head spätestens nach „The Flood“ den Metall-Geschmack runterschlucken muss.


Die wilden Stereo-Fahrten, die klanglichen Eruptionen sowie die komplexen Kompositionen entschädigen dann aber doch dafür, etwas zu oft angeschrien zu werden. Denn schließlich gehen ja auch Thron-Besteigungen nicht leise vor sich. Und was OCULIST zu bieten haben, ist kein Krach, sondern bretternder Metal auf hohem Niveau mit vielen Kontrasten besonders zwischen der Tasten- und Saiten-Fraktion, während der Schlagzeuger beide mit seinem druckvollen Drumming vor sich hertreibt.


Ein feiner, gar beruhigender Moment ist das akustisch-balladeske „Lavender“, das zum großen Duett zwischen Dunn und der Sängerin Kerry O'Dowd erhoben wird und nach all den lauten, elektrifizierten Momenten für einen wundervollen Moment der verträumten Ruhe sorgt, bei dem sogar eine Violine 'mitweinen' darf.
Wunderschön und etwas schmalzig samt hypnotischer Hookline, die sich nach und nach zur faszinierenden Hymne entfaltet...


...Eben genau das, was man nach all den mitunter zu ausgiebig gehuldigten Growls zum Runterkommen braucht, um sich dann auf das finale Klanggewitter „Swan Dive“ vorzubereiten, in dem die gut dreiviertelstündig vorausgegangene, stilistische Mixtur ihre abschließende Komprimierung sowie einen eigenartig schaurigen Schluss erhält und den Eindruck auf den Punkt bringt, dass die „Cautionary Tales“ nach solch gelungener Einführung hoffentlich zukünftig auch ähnlich von THE OCULIST weitererzählt werden.


FAZIT: Mitten aus der Musik-Metropole London kommen THE OCULIST um mit einer frischen Mischung aus Progressive Rock bis hin zum Death Metal dem angestaubten Prog den Staub vom Musikgebälk und den Schmalz aus beiden Gehörgängen zu blasen. Die „Cautionary Tales“ könnten (trotz ein paar auf Dauer zu übertriebene Growls) sogar eine unendliche Geschichte werden, wenn die beiden Jungs hinter THE OCULIST samt ihrer musikalischen Begleiter, von denen einer hinterm Schlagzeug der bekannte Simon Fitzpatrick (CARL PALMER BAND, STEVE HACKETT, NEAL MORSE) ist, auf diesem Niveau weitermachen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1430x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Twelve Step Sentence
  • Terminal
  • Long Haul
  • The Flood
  • King Fool
  • Lavender
  • Swan Dive

Besetzung:

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